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Benjamin Hassan erfüllt sich seinen olympischen Traum

Es ist der Kindheitstraum eines jeden Sportlers: Einmal an den olympischen Spielen teilnehmen und sich auf der größtmöglichen Bühne mit den besten Athleten seiner Sportart messen. Für Tennisprofi Benjamin Hassan wird dieser nicht für möglich gehaltene Traum tatsächlich Realität. In knapp einem Monat schlägt der Neuwieder beim olympischen Tennisturnier in Paris auf. Dabei wartet auf den 29-jährigen zuvor noch ein weiteres Highlight in der schon jetzt aufregendsten Saison seiner Karriere.

©BOSS Open

Keine 18 Monate ist es her, da stand Tennisprofi Benjamin Hassan Ende 2022 außerhalb der Top 300 in der Weltrangliste. Irgendwo im Niemandsland, weit weg von den glamourösen Schauplätzen der edlen Sportart mit der gelben Filzkugel und ohne ein annähernd ausreichendes Einkommen im fortgeschrittenen Tennisalter von 27 Jahren durfte die Sinnfrage über ein Leben als Tennisprofi durchaus gestellt werden. Seitdem ist in der Karriere des stets freundlichen Deutsch-Libanesen allerdings viel passiert. Mit beharrlicher Arbeit und Glaube an sich selbst hat sich Hassan immerhin bis auf Rang 143 der Weltrangliste nach oben gespielt, durfte in diesem Jahr bei den Australian Open und den French Open erstmals an der Qualifikation teilnehmen und stand im April in Madrid im Hauptfeld eines großen Masters 1000 Turniers. Als absolutes i-Tüpfelchen hat Hassan nun vom Tennisweltverband (ITF) eine Einladung für die olympischen Spiele in Paris erhalten und darf sich in knapp einem Monat seinen olympischen Traum erfüllen. Freilich ist Hassan damit immer noch weit weg von den Stars der Szene, dem Glamour und dem großen Geld, doch den großen Bühnen hat sich der Neuwieder angenähert. Um Geld ging es dem Gefühlspieler Hassan, der mit seinem facettenreichen Spiel auf jedem noch so kleinen Tenniscourt der Welt zu den Publikumslieblingen zählt, ohnehin nie. Der Spaß am Tennis stand stets im Vordergrund und so entschied sich Hassan lange Zeit gegen eine Karriere als Profi, bis er es mit 21 Jahren als Spätstarter doch noch versuchte. Dabei musste er sich erst in das Profitennis, dass mit Blick auf die in der Spitze horrenden Preisgelder bei vielen Spielern mehr Beruf und Geschäft als Leidenschaft ist, erst einfinden. Enormer Fleiß, harte Trainingsarbeit und das Ringen um jeden Weltranglistenpunkt im Haifischbecken Tennis wurden daher auch bei ihm zum täglichen Begleiter. Und dennoch passt der Neuwieder wohl besser ins romantische und altmodische Bild eines Olympioniken, wie es Olympia-Begründer Pierre de Coubertin vor mehr als 100 Jahren gezeichnet hat, als viele seiner Kolleginnen und Kollegen. Hassan geht es vordergründig um die Freude am Spiel, den Wettkampf und den gegenseitigen Respekt, wenngleich natürlich auch er auf seine Einnahmen außerhalb der Top 100 der Weltrangliste genau schauen muss. Mit diesen Werten, seiner Fairness und seinem entspannten Gemüt ist der bei Ländervergleichen für den Libanon startende Athlet im Profizirkus außerordentlich beliebt und passt vermutlich besser zu Olympia, als Olympia gegenwärtig zu sich selbst passt. „Ich freue mich tierisch auf die olympischen Spiele, das olympische Dorf, die Eröffnungsfeier und alles, was Olympia mit sich bringt. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was mich erwartet. Es ist ein absoluter Traum und ich werde alles aufsaugen“, zeigt sich Hassan überwältigt von seiner Nominierung für das größten Sportereignis der Welt. Die Nominierung kommt dadurch zustande, dass der Tennisweltverband zwei Einladungen an Sportler aus Ländern ausspricht, die ansonsten bei Olympia unterrepräsentiert sind, wofür sich Hassan mit seinen starken Leistungen im letzten Jahr empfohlen hat. In Sachen Zielsetzung bewegt sich Hassan, um auf Coubertin auf der einen Seite und dem Leben als Tennisprofi auf der anderen Seite zurückzukommen, irgendwo zwischen dem olympischen Motto „dabei sein ist alles“ und dem Hunger nach Erfolg. Einen Wunschgegner hat Hassan jedenfalls schon ausgemacht. „Es wäre natürlich der Wahnsinn in Paris gegen Rafael Nadel in seinem Wohnzimmer und in seiner vielleicht letzten Saison zu spielen. Ich will so weit wie möglich kommen. Wenn ich doch früh ausscheide, werde ich mir vor Ort alles Mögliche anschauen“, erklärt Hassan. Bevor es zu Olympia nach Paris, wo am Austragungsort der French Open in Roland Garros gespielt wird, geht, wartet auf ihn noch ein weiteres Highlight. Bereits in der kommenden Woche nimmt Hassan zum ersten Mal in seiner Karriere an der Qualifikation für Wimbledon teil und versucht erneut sich für ein Hauptfeld bei einem Grand-Slam Turnier zu qualifizieren. Dass er trotz wenig Erfahrung auf Rasen gut spielen kann, bewies der Neuwieder unlängst in Stuttgart, wo er in der finalen Qualifikationsrunde denkbar knapp am hochtalentierten Franzosen Giovanni Mpetshi Perricard (ATP Rang 67), der sage und schreibe 37 Asse servierte, mit 6:7, 7:6 und 6:7 scheiterte. „Das war echt ein super Match in Stuttgart. Ich spiele gerne auf Rasen. Die kurzen Ballwechsel mit viel Serve und Volley liegen mir. Das Ziel ist das Hauptfeld, auch wenn es mit drei Siegen wieder ein weiter Weg ist“, meint Hassan, dessen beeindruckende Reise bis hin zum Olympioniken in diesem Sommer also über London nach Paris führt.     

Daniel Fischer

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